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Wie steht´s um uns?

30.07.2003

Organisationsaufstellung im Coaching

Der Projektleiter äußert seine Bedenken über die neue Assistentin, weil er sie nicht im Blickfeld hat und daher nicht weiß was sie „hinter seinem Rücken tut“, die langjährig zufriedene Sekretärin wird aufgrund von Umstrukturierung versetzt und fühlt sich an ihrem neuen Platz nicht wohl: die Liste der Situationen, die durch Aufstellungsarbeit beleuchtet werden können, ist nahezu endlos.
Die erstaunliche Erfahrung, dass jede Beziehung auch eine räumliche Darstellung findet, ist doch befremdlich. Man denkt eher an Arbeitsaufteilungen und Organigramme, wenn man von Beziehungen in Projektteams spricht. Der/die Partner/in, der/die Kolleg/in oder gar der/die Chef/in lösen in uns aber auch emotionale Reaktionen aus und diese haben auch einen örtlichen und räumlichen Bezug. Wir sagen: „Du bist mir nahe, zu Dir hätte ich gerne mehr Distanz, mein Standpunkt ist“, oder wir fragen uns: „Wie stehst Du zu mir?“

Berufliche Beziehungswelten durchschauen
In der systemischen Aufstellungsarbeit lassen sich zum Großteil unbewussten Dimensionen von Beziehungen sichtbar und erlebbar machen. Diese oft neue Erfahrung und der einzigartige Blickwinkel auf altbekannte Situationen bewegt seit einiger Zeit viele Menschen, die aus solchen Erlebnissen heraus dazu beitragen, dass sich diese Methode in unterschiedlichen Beratungssituationen wie ein „Flächenbrand“ ausbreitet. Es ist weder Magie noch Voodoo sondern eine „universelle Sprachform“, so Prof. Matthias Varga von Kibéd, einer der Pioniere der Aufstellungsarbeit, „die wir alle beherrschen und verstehen“. Damit erklärt sich auch der Trend, der unzählige Führungskräfte, Teams und Unternehmen in Seminare, Workshops und Beratungen treibt.
Eingebetet in eine lösungsorientierte Beratung und in Coachingprozesse eignet sich die Methode der Organisationsaufstellung hervorragend um Probleme, Konflikte oder neue Möglichkeiten und Potentiale zu erkennen und mit allen Sinnen erlebbar zu machen. Im systemischen Sinne reicht oft eine Anregung oder ein Impuls, um nachhaltig Veränderung zu initiieren. Die Arbeit mit dieser scheinbar simplen Methode ist jedoch eine verantwortungsvolle Methode und erfordert eine hohe Professionalität und viel Erfahrung des/der BeraterIn. Die Multidimensionalität in den aufgestellten Situationen, die unterschiedlichen Erlebnisse der einzelnen Teilnehmer/innen und der oft unerwartete, weil prozessorientierte Ausgang, erfordern eine hohe Sensibilität und Reflexionsfähigkeit sowie ein komplexes Verständnis von Theorie und Methode. Diese Qualifikationen weisen - aufgrund der Neuartigkeit der Methode - erst wenige Berater/innen auf.

Seriöse Aufstellungsarbeit – Vorsicht vor schnellen Lösungen
Den Mangel an Qualität und die Unüberschaubarkeit des Angebots an Dienstleistungen finden wir derzeit in vielen Bereichen der Coaching- und Beratungsszene, so auch in dem Feld der Organisationsaufstellung. Hier ist jedoch der Schaden, der durch unqualifizierte Beratungen entstehen kann, nicht zu unterschätzen, da viele Unternehmen hinterher oft mit den Erfahrungen und Konsequenzen unaufgelöster Ergebnisse zurecht kommen müssen. Diese können unterschiedlichste Aspekte haben: Teams die Konflikte unaufgelöst mit nach Hause nehmen oder die latent weiterbestehen, Mitarbeiter die keine andere Möglichkeit für sich sehen, als das Unternehmen zu verlassen oder Vorgesetzte, die aufgrund der Aufstellungsarbeit Informationen über die Rolle und Positionierung von wichtigen Mitarbeitern bekommen, die klare Konsequenzen nach sich ziehen usw. Diese Ergebnisse, Lösungen erscheinen oft in ihrer konkreten Darstellung als die einzige und richtige Alternative. Viele BeraterInnen, die generell das Dilemma der Evaluierung ihrer Dienstleistung haben, neigen dazu, dieses situationsbezogene Momentresultat als Endergebnis zu präsentieren. Kunden nehmen dieses in der Regel dankbar an, ohne zu realisieren, dass das erst der Anfang eines Lösungsweges ist. Berater versprechen mit Organisationsaufstellung schnelle Lösungen von jahrelangen Konflikten, Organisationsstrukturmängel werden an einem Wochenende behoben, Teams über Nacht effektiv und erfolgreich und scheinen den Markt damit zu befriedigen. Das ist eine Verkürzung und gefährliche Reduktion einer wunderbar effektiven Methode und eine Banalisierung einer Sprache, die wie alle Sprachen erst gelernt werden muss- auch wenn die Anlage und das Verständnis dafür in uns schon längst vorhanden sind. Die Erfahrungen, die Pioniere wie Sigfried Essen, Insa Sparrer, Gunter Schmied oder Matthias Varga von Kibéd in jahrelanger Entwicklung gemacht haben, lassen sich nicht in Kurzseminaren und Tagesausflügen erkaufen. Kunden, die mit dieser Methode in Kontakt kommen sind bereichert und in ihrer eigenen Entwicklung und Selbstverantwortung bestärkt und bekommen von seriösen Beratern immer einen wesentlichen Nachsatz mit: „Willkommen in der Außenwelt und alles Gute für den Beginn der Umsetzung!“

Ausbildungsinstitute, die Organisations- und Strukturaufstellungsfortbildung anbieten (eine Auswahl):
ÖAGG – Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (http://www.oagg.at)
SySt – Institut für systemische Strukturaufstellung
(http://www.syst-strukturaufstellungen.de)
Europäische Ausbildungsakademie (http://www.ausbildungsakademie.com)

Autor: Univ.-Lektor Mag. Michael Tomaschek

Eingestellt von*: Michael Tomaschek
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