|
Aufgrund vielfältiger Verflechtungen ist es schwer, genaue Zahlen zu ermitteln - nicht zuletzt auch deshalb, weil jeder, der rechnet, dabei ein bestimmtes Interesse verfolgt. Fest steht, dass Stress an der Entstehung vieler Krankheiten wesentlich beteiligt ist. Will man also ermitteln, welche Kosten Stresserkrankungen für Wirtschaft und Gesundheitswesen verursachen, dann müssten nebst Burnout-Erkrankungen und Depressionen auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes, der Wirbelsäule, des Gehörs und Gleichgewichtsorgans und Hauterkrankungen bzw. allergische Reaktionen berücksichtigt werden. Hier ist es im Einzelfall aber schwer, zu ermitteln, welchen Anteil stressbedingte Faktoren am Entstehen der Krankheit haben.
Insofern bleiben wir - was konkrete Zahlen anbetrifft - weiter auf Hochrechnungen angewiesen. Diese schwanken - je nach Interessenslage der veröffentlichenden Institution - für die Bundesrepublik Deutschland zwischen zehn und hunderzwanzig Milliarden Euro pro Jahr.
Beunruhigend sollte für Unternehmen vor allem die sprunghafte Zunahme stressbedingter Erkrankungen sein, die größtenteils auf “Präsentismus” zurückgeht. Präsentismus, die Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit oder Übermüdung, verursacht nicht nur aufgrund des Produktivitätsrückgangs und möglicher Fehlentscheidungen hohe Kosten, sondern auch deshalb, weil Erkrankungen verschleppt und Stresssymptome verstärkt werden. Insofern ist der historische Tiefstand bei den Fehlzeiten in deutschen Unternehmen zwar Ausdruck der Sorge um den Arbeitsplatz, aber nicht einer gesteigerten Produktivität. Und er wird erkauft mit einer besorgniserregenden Zunahme von Burnout-Erkrankungen.
Wirtschaftlich sinnvoll ist vor allem eine das gesamte System ins Blickfeld nehmende Stressprävention, die nicht nur bei der Stresstoleranz und den Bewältigungsstrategien des Individuums ansetzt, sondern auch arbeitsplatzbezogene Faktoren einbezieht. Eine besondere Rolle spielt die Unternehmenskultur. Johannes Siegrist, der Direktor des Instituts für medizinische Soziologie an der Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf: „Wenn zwischen der Leistung und der Anerkennung ein Ungleichgewicht besteht, wenn erbrachte Leistungen nicht beachtet werden, wenn Menschen unter einem massiven Kündigungsdruck stehen und gleichzeitig hohe Leistungen von ihnen erwartet werden, nennen wir das eine berufliche Gratifikationskrise. Solche Krisen gehen unter die Haut.“(brandeins, 09/2008)
Systemische Stressmanagement Workshops/Seminare und ein entsprechendes Coaching für Führungskräfte werden u.a. von der Firma ASSIST+ (Martin Luitjens und Partner) angeboten, die sich auf die Entwicklung von Stresskompetenz, Krisenresistenz und Resilienz und die Beratung von Executives und Führungskräften (Führungsberatung) spezialisiert hat (www.assistplus.de). Eine Fachberatung für Burnout-Prävention und Burnout-Behandlung bietet der ASSIST+ Partner Frank Berndt, der als Autor des Buches “30 Minuten gegen Burnout” (Gabal) in den letzten Monaten des öfteren in Radiobeiträgen zu hören war.
Die Kosten für präventive Maßnahmen sind im Vergleich zu den durch stressbedingte Erkrankungen entstehenden Summen verschwindend gering.
(Martin Luitjens)
|