Wir färben unsere Haare, lassen Falten wegspritzen, kaschieren unser Alter mit jugendlicher Kleidung und vielleicht auch mit einem Lebensstil, indem wir uns nicht „zu Hause“ fühlen.
Medien suggerieren uns, wie wir jung und strahlend schön sein können. Auf dem Arbeitsmarkt haben Ältere „schlechtere Karten“ oder gar keine mehr.
Man bekommt leicht den Eindruck, dass man gar nicht älter werden darf. Etwas, das man besser verstecken sollte, was einem peinlich sein muss!
Für mich persönlich ist Älterwerden wahrhaftig wunder-voll. Es geht mir sehr viel besser als in jüngeren Jahren, weil ich mit der Zeit gelernt habe, mich besser zu verstehen, mir selbst näher zu kommen.
Mittlerweile weiß ich einfach eher, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen und genieße öfter mein Leben als früher. Da ist vieles, was ich nicht mehr brauche und loslassen kann.
Man sagt, der Lebensweg werde „enger“ mit fortschreitenden Jahren, die Möglichkeiten eingeschränkter. Das kann durchaus entlastend sein, denn jetzt brauchen Sie nicht mehr die ganze Bandbreite an Möglichkeiten. Sie haben schon vieles erfahren und können sich nun eher auf das Wesentliche beschränken, von dem Sie wissen, dass es Ihnen gut tut.
Die körperlichen Defizite, die sich ab 40 langsam einstellen können und erschrecken, mögen jedoch den entscheidenden Anstoß bieten, behutsamer mit sich umzugehen.
Dieses Umdenken wirkt entspannend, kann alte Verkrustungen und Verhärtungen im Innern erlösen. Wie wäre es, wieder mit kindlicher Freude seine Lebenstage zu beginnen und sich zu wünschen, bis zum letzten Tag, das Leben als Abenteuer zu erfahren und das Wunder, dass es bedeuten kann?
Ich gehe davon aus, dass alle Menschen das Potenzial in sich tragen, sich selbst immer wieder neu entdecken zu können, auch mit 50, 60 oder 70 Jahren. Vernachlässigte Seiten und Talente können belebt, ja sogar ganz neue Fähigkeiten erworben und gelebt werden, angetrieben von Neugierde und der Begeisterung, die neue Wege eröffnen.
Aus Leid und Verletzungen erwächst unser stärkster Antrieb zur Erneuerung: Leben IST Entwicklung und Veränderung. Daran sich zu erinnern scheint mir als Gegenpol besonders wichtig in unserem starken Bestreben nach Sicherheiten, die es letztendlich nicht gib.
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